Mit Bodensteuern Armut bekämpfen und Entwicklung fördern

Ein neuer Bodensteuer-Bericht des MCC zeigt: Mit der Besteuerung von Land kann in Entwicklungsländern Armut bekämpft und nachhaltige Entwicklung finanziert werden.

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19.04.2017

Die Einführung von Bodensteuern kann in Entwicklungsländern die staatlichen Einnahmen um etwa ein bis vier Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts steigern und so das Haushaltsvolumen um sieben bis 18 Prozent erhöhen. Mit dem Geld könnte die Armut vor Ort bekämpft und die Entwicklung finanziert werden. Voraussetzung ist, dass die Besitzer kleinerer Flächen von der Besteuerung ausgenommen und die Einnahmen vor allem in die lokale Infrastruktur gesteckt werden.

Das geht aus dem neuen Bericht „Fiscal Instruments for Sustainable Development: The Case of Land Taxes” hervor. Wissenschaftler um Matthias Kalkuhl, Leiter der Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), haben ihn jetzt veröffentlicht und dem niederländischen Außenministerium offiziell übergeben. Zuvor hatten sie bereits Vorab-Ergebnisse bei der Weltbank in New York präsentiert.

Mit den neuen Ergebnissen zeigen die Wissenschaftler einen Lösungsweg auf, wie ärmere Länder die nötigen Einnahmen generieren können, um die Entwicklung ihrer Wirtschaft nachhaltig voranzutreiben. Dafür haben sie exemplarisch das Potenzial der Bodenbesteuerung für Länder erforscht, deren wirtschaftliche Entwicklung größtenteils von Landflächen abhängt. Konkret hat das Team Ruanda, Ghana, Indonesien, Vietnam, Nicaragua, und Peru untersucht.

„Für Entwicklungsländer sind Bodensteuern besonders interessant“, sagt Matthias Kalkuhl, MCC-Gruppenleiter und Professor an der Universität Potsdam. „Die Steuer lässt sich nur schwer umgehen, da die entsprechende Landfläche für jeden sichtbar ist und sich schlecht verstecken lässt. Zudem  hilft eine Bodensteuer auf Nutzflächen, die Entwaldung zu reduzieren.“ Das zur Umsetzung einer Bodensteuer erforderliche Katasterwesen müsse zwar teilweise noch auf- und ausgebaut werden. Es könne jedoch zusätzlich für Rechtssicherheit sorgen und  den Zugang zu Krediten für Investitionen vereinfachen, die in Entwicklungsländern dringend nötig seien.

Der etwa 70 Seiten umfassende Bericht des MCC unterscheidet dezidiert zwischen Bodensteuern einerseits und Grundsteuern andererseits: Letztere besteuern nicht nur das Land, sondern auch die darauf befindlichen Gebäude – und wird von vielen Ländern bereits erhoben. Diese Art der Besteuerung hat jedoch zahlreiche Nachteile. So fördert eine Grundsteuer die Ausdehnung der Städte und verteuert Wohnraum – und sie besitzt einen höheren Verwaltungsaufwand.

Eine reine Bodensteuer wirkt zudem nicht so „verzerrend“ wie etwa Steuern auf Konsum oder Arbeit: Eine Lohnsteuer beispielsweise macht den Faktor Arbeit für die Unternehmen teurer. Diese stellen deshalb weniger Menschen ein, als es wirtschaftlich wünschenswert wäre – oder verschieben ihre Aktivitäten in den Schwarzmarkt. „Auch solche Verzerrungseffekte können Politiker in Entwicklungsländern durch eine Bodensteuer vermeiden“, sagt Kalkuhl.

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