Weitzman über Geo-Engineering

Am 28. Mai hielt Professor Martin L. Weitzman am MCC einen Vortrag über Klimaökonomie.

Weitzman am MCC Foto: Außerhofer

28.05.2014

In seiner Vorlesung in der Elinor Ostrom Hall, die den Titel “Why is the Economics of Climate Change so Difficult and Controversial?” trug, betonte Weitzman, das Problem des Klimawandels sei bei den Menschen noch nicht an der Basis angekommen. Er sei teils skeptisch, dass es sich lösen lasse. „Beim Klimawandel gibt es die Tendenz, die Handlung aufzuschieben bis es zum Notfall kommt.“

Gründe dafür seien unter anderem, dass sich der Klimawandel über einen so langen Zeitraum erstreckte, seine Erforschung große Unsicherheiten berge und intergenerationale Fragen offen seien. Zudem sei der Klimawandel gegenüber der breiten Öffentlichkeit schwer zu kommunizieren. „Die Öffentlichkeit hasst Unsicherheiten und die Menschen wollen kurze Antworten“, sagte Weitzman. „Ich nenne den Klimawandel mitunter ein Problem aus der Hölle.“

In seiner Vorlesung vor knapp 100 Zuhörern aus dem In- und Ausland mahnte Weitzman zur Vorsicht beim Geo-Engineering und betonte die Vorteile einer CO2-Bepreisung. Er erklärte, Geo-Engineering sei zwar unglaublich günstig. Womöglich sei es damit praktisch zwar relativ leicht möglich, die Temperatur des Planeten zu senken. Doch die Konsequenzen seien kaum verstanden und es berge große Risiken, betonte der Ökonomieprofessor an der Harvard University.

Weitzman – während seines Aufenthalts in Deutschland Senior-Fellow am MCC – warnte vor der menschlichen Hybris, zusätzlich zum Klimawandel den Planten mit einer weiteren Technik irreversibel zu verändern. „Für mich selbst ist Geo-Engineering so eine angsteinflößende Idee, dass ich mit Blick auf den Klimawandel einen anderen Weg einschlagen würde“, sagte Weitzman. 

Das Geo-Engineering ist ein bewusster und zielgerichteter Eingriff in das Klimasystem des Planeten, um die Erderwärmung abzumildern. Es handelt sich um technologische Maßnahmen, die durch einen direkten Eingriff in die Energiebilanz der Erde das Klimasystem stabilisieren sollen: Beim Solar Radiation Management etwa soll die Abstrahlung vom Sonnenlicht erhöht werden, so dass weniger Wärme auf der Erde ankommt. 

Weitzman empfahl stattdessen, die Idee einer CO2-Bepreisung nicht aufzugeben. Es sei ökonomisch sinnvoller, eher eine negative Auswirkung zu besteuern als etwas Nützliches wie zum Beispiel Arbeit. „Das ist eine zu gute Lösung. Wir sollten diese Option auf dem Tisch behalten“, sagte er. „Wenn doch nur die restliche Welt darüber mit uns Ökonomen einer Meinung wäre…“

Weitzman arbeitete bereits am MIT und in Yale. Er ist Fellow der Econometric Society und der American Academy of Arts and Sciences. Er hat in vielen führenden Ökonomie-Fachblättern publiziert und zwei Bücher geschrieben und war als Berater für verschiedene prominente Organisationen tätig. Seine derzeitige Forschung konzentriert sich auf Umweltökonomie, darunter Klimawandel, die ökonomische Analyse von Katastrophen, Kosten-Nutzen-Analysen, langfristige Diskontierung, Green Accounting und den Vergleich alternativer Instrumente zur Kontrolle von Umweltverschmutzung.

 

Die Aufzeichnung der Präsentation kann im Bereich Bilder/Videos/Audio angesehen werden.