CO2-Preis als Investitionsanreiz für Privathaushalte

Das MCC rechnet aus, wann sich der Umstieg auf fossilfreie Technologien für Privathaushalte lohnt, um finanzielle Belastungen zu umgehen oder zu reduzieren.

Geld zurück: Belastungen durch den CO2-Preis für Wärme und Verkehr können ausgeglichen werden. | Foto: Shutterstock/rebaix-fotografie

18.04.2023

Der CO2-Peis als Leitinstrument der Energiewende soll emissionsintensives Verhalten sanktionieren. Was heißt das konkret für Privatleute, die Öl- und Gasheizungen nutzen oder ein Verbrenner-Auto fahren? Lohnt es sich für ihren Geldbeutel, in klimaneutrale Wärme und Antriebe zu investieren? Und für wen ist dabei die begleitende Auszahlung eines Klimagelds ein Plusgeschäft? Das beleuchtet eine neue Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

Ein Team um Matthias Kalkuhl, den Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung, hat untersucht, wie die Kosten beim Weiterbetrieb fossiler Technologien durch den CO2-Preis stetig steigen. Das Forschungsteam berechnet ein ambitioniertes Szenario: Der CO2-Preis orientiert sich am Ziel der EU-Klimaneutralität 2050 – und er ist dominant, die Politik reduziert den CO2-Ausstoß also nicht nennenswert durch andere Maßnahmen wie Förderprogramme, Verbote oder Standards. Der entsprechende Preisanstieg, im Jahr 2040 schon 400 Euro je Tonne CO2, bedeutet für eine mittlere vierköpfige Stadt-Familie von heute an auf 20 Jahre gerechnet 15.300 Euro zusätzlich für die Gas-, 18.500 Euro für die Ölheizung und 12.600 Euro fürs Verbrennerauto.

Diese Größenordnung kann für private Haushalte ein Anreiz sein, den CO2-Preis zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren: durch die Investition in Wärmedämmung sowie emissionsfreie Heiz- und Mobilitätstechnologien. Denn bei einem schnellen Umstieg, zum Beispiel von Gasheizung zu Wärmepumpe oder von Verbrenner- zu Elektroauto, müssen die vermiedenen CO2-Preis-Belastungen für Wohnen oder Wärme ja gegengerechnet werden.

Für Haushalte, die kurzfristig nicht umsteigen oder in größerem Umfang Energie sparen können, bedeutet der CO2-Preis aber irgendwann eine schwer zu tragende finanzielle Belastung. Besonders diese Haushalte sollten durch die Auszahlung eines Klimagelds unterstützt werden. Das Forschungsteam empfiehlt hier auf kurze Sicht eine Ausdifferenzierung nach Einkommen sowie begleitende Entlastungsmaßnahmen für Härtefälle.

 

Weitere Informationen:

  • Die Studie: Kalkuhl, M., Kellner, M., Bergmann, T., Rütten, K., 2023, CO2-Bepreisung zur Erreichung der Klimaneutralität im Verkehrs- und Gebäudesektor: Investitionsanreize und Verteilungswirkungen, MCC-Arbeitspapier (hier)
  • Artikel dazu in der „Welt am Sonntag“ vom 16. April 2023: „Alles hängt am Klimageld“ (hier)