Politik-Dialog zur Energiekrise

Als eine Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind die Preise für fossile Brennstoffe auf Rekordniveau gestiegen. Wie verteilen sich die Mehrkosten auf die privaten Haushalte, und wie kann die Politik für sozialen Ausgleich sorgen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das MCC im Zusammenhang mit dem Erforschen von lösungsorientierten Handlungsoptionen für die Klimapolitik, insbesondere mittels CO2-Bepreisung.

In der aktuellen Lage ist unser empirisches und methodisches Know-how zu diesem Thema zusätzlich gefordert. Wir stehen mit unseren speziell darauf ausgerichteten Expertisen im Austausch mit der Politik auf verschiedenen Ebenen. Es gilt, die Akzeptanz für eine einheitliche Linie der EU zu stärken und die wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Russland nach innen abzusichern. Sozialer Ausgleich ist das A und O. Nur wenn er gelingt, kommt der Klimaschutz in dieser Krise nicht unter die Räder.

  • Eine MCC-Studie rechnet vor: Der Abschlussbericht der von der Bundesregierung eingesetzten „ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme“, in der auch das MCC vertreten war, läuft für mit Gas heizende private Haushalte in Deutschland auf eine Halbierung der krisenbedingten Mehrkosten hinaus. Die Bundesregierung hat die vorgeschlagene Kombination aus Dezemberhilfe und Gaspreisbremse umgehend auf den Weg gebracht (hier).

  • Gestützt auf die großen Repräsentativumfragen EVS und Mikrozensus sowie auf ein eigens entwickeltes Simulationsmodel haben wir gleich zu Beginn der Krise die Ausgaben privater Haushalte in Deutschland, den Verteilungseffekt von Energiepreisanstiegen und die Auswirkungen verschiedener Kompensationsmechanismen berechnet. Fazit: Die Energiepreiskrise lässt sich für private Haushalte wirksam abmildern (hier). Und: Wie Deutschland jetzt trotz Gas-Knappheit den sozialen Frieden sichern kann (hier).

  • Für eine entsprechende Analyse zu Europa haben wir Eurostat-Haushaltsdaten für 24 der 27 EU-Länder genutzt, außerdem ein multiregionales Input-Output-Modell mit 65 Sektoren, das die Wertschöpfungsketten und damit auch die indirekten Belastungen für Haushalte abbildet. Tenor: Energiepreiskrise und mögliches Embargo – wie die EU den sozialen Ausgleich schaffen kann (hier).

  • Eine empirisch gestützte Untersuchung für die wichtigen Schwellenländer Indien, Indonesien, Pakistan, Bangladesch, die Philippinen, Vietnam, die Türkei und Thailand haben wir schon vor der aktuellen Energiekrise vorgelegt. Die Studie die Verteilungswirkung höherer Preise für fossile Energien und die Möglichkeiten eines sozialen Ausgleichs: So gelingt Klimaschutz in Asien (hier).

  • In einer Modellstudie zeigen wir: Das Festhalten am Fahrplan für die CO2-Bepreisung, derzeit etwa für Sprit in Deutschland 9 Cent je Liter, bleibt mit Blick auf den Wohlstand richtig – sofern der Staat die entsprechenden Einnahmen weitgehend durch Steuersenkungen oder Transfers an die privaten Haushalte zurückverteilt. Botschaft: Warum der CO2-Preis trotz Energiekrise steigen sollte (hier).

  • Das MCC hat auch die tatsächlichen Maßnahmen durchgerechnet, mit denen die Bundesregierung im ersten Halbjahr 2022 die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise abgefedert hat. Sie kosten pro Jahr mindestens 27 Milliarden Euro und sind gebündelt in den sogenannten Entlastungspaketen I und II. Tankrabatt, 9-Euro-Ticket & Co.: Auswirkungen und Nachbesserungsbedarf (hier).

  • Im Rahmen des von der Bundesregierung geförderten Forschungsprojekts Ariadne haben wir für Deutschland den Aspekt des Transferkanals für den sozialen Ausgleich analysiert. Als Kanal für Pro-Kopf-Zahlungen („Klimageld“) empfehlen sich die Familienkasse sowie die Ergänzung der Steuer-ID durch ein System der Auszahlung. Wie ein Klimageld einfach und spürbar bei den Menschen ankommen kann (hier).

  • Klimapolitik in der Energiekrise: ausführliches Interview von MCC-Generalsekretärin Brigitte Knopf in der Zeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ (hier).