Edenhofer kommentiert Naomi Oreskes in „Tanner Lecture“

Nach einem Vortrag der Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes stellt der MCC-Direktor in Princeton die Bedeutung von Assessments für den gesellschaftlichen Diskurs heraus.

Foto: MCC

02.12.2016

Im Rahmen der in Wissenschaftskreisen hochangesehenen „Tanner Lectures“ an der US-Universität Princeton gab Naomi Oreskes, Professorin für Wissenschaftsgeschichte in Harvard, einen viel beachteten Vortrag. In ihrem Beitrag ging es um die Frage, ob und warum die Öffentlichkeit wissenschaftlichen Erkenntnissen trauen sollte. Im Anschluss hielt Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einen Kommentar-Vortrag. 

Oreskes‘ Vorlesung wurde von der Beobachtung motiviert, dass immer mehr Menschen Erkenntnissen der Wissenschaft misstrauen – sei es in Bezug auf Klimawandel, Impfungen oder Evolutionstheorie. Vom wissenschaftlichen Konsens abweichende Meinungen würden jedoch vor allem von Organisationen propagiert, die ein Gewinninteresse verfolgen und nicht in erster Linie die Anhäufung von Wissen. Insofern sei gegenüber den „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ der Erdöl-Industrie berechtigte Skepsis angebracht. Unabhängigen Instituten und Wissenschaftlern könne man dagegen mit größerer Sicherheit vertrauen, weil die soziale Praxis der wechselseitigen Kritik und Kontrolle zur Konsolidierung von Wissen führen kann.

Edenhofer betonte, dass es bei umstrittenen, komplexen Themen wie Klimapolitik nicht nur sinnvoller Entscheidungsstrategien unter Risiko und Unsicherheit bedarf, sondern auch ausgefeilterer Prozesse von wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn. Um der Gesellschaft einen konstruktiven Diskurs zu ermöglichen, unterstrich Edenhofer, dass die Wissenschaft verschiedene Lösungspfade aufzeigen müsse. Diese könnten durch sogenannte Assessments erkundet werden, die am MCC entwickelt und erforscht werden. Der Ansatz ist hierbei, der Politik – und der Öffentlichkeit – verschiedene, wissenschaftlich fundierte Lösungswege aufzuzeigen und deren Chancen und Risiken sowie innewohnende Wertannahmen klar zu benennen. So wird ein offener gesellschaftlicher Diskurs ermöglicht und ein gemeinsamer Lernprozess eingeleitet. Durch die offene Art, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umzugehen, wird gleichzeitig verhindert, dass sich immer mehr Menschen von der Wissenschaft abwenden.