Entwicklungsziele: Was bestimmt den Zugang zu Infrastruktur?

MCC-Forscher untersuchen die Treiber für den Zugang zu elementarer Infrastruktur. Wirtschaftliche Entwicklung spielt eine große Rolle, es gibt aber Ausreißer – nach oben und unten.

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23.03.2017

Der Zugang zu grundlegender Infrastruktur wie Trinkwasser, Sanitäranlagen, Elektrizität und Telekommunikation ist entscheidend für das Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs). Wissenschaftler vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) haben nun erstmals auf globaler Ebene die Faktoren bestimmt, die für den Zugang zu dieser Infrastruktur verantwortlich sind. Ihre Studie umfasst insgesamt 194 Länder im Zeitraum zwischen 1990 und 2010 und ist damit die bisher umfassendste ihrer Art. 

Den Analysen zufolge haben reichere Länder – also Staaten mit hoher Pro-Kopf-Wirtschaftskraft – im Allgemeinen eine bessere Infrastruktur als ärmere, die Forscher haben aber auch unerwartete Ausreißer entdeckt: So gibt es einige arme Staaten, die ihrer Bevölkerung trotzdem einen guten Zugang zu elementarer Infrastruktur gewährleisten. Dazu gehören die ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan. Diese verfügen im Verhältnis zu ihrer geringen Pro-Kopf-Wirtschaftskraft über überdurchschnittlich gute Sanitäranlagen. China und Vietnam schneiden dagegen mit Blick auf die Stromversorgung sehr gut ab.  

Allerdings gibt es auch Ausreißer nach unten. „Negativbeispiele finden sich vor allem in Südamerika und Sub-Sahara Afrika“, sagt Leitautor Jan Steckel, Leiter der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung am MCC. „Brasilien zum Beispiel hatte im betrachteten Zeitraum eine eher unterdurchschnittliche Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität, Bolivien und Paraguay waren eher schlecht bei Sanitäranlagen.“ Im Vergleich der Regionen sind die afrikanischen Länder beim Infrastrukturzugang am schlechtesten aufgestellt. Hier ist vor allem das Stadt-Land-Gefälle sehr groß. 

Positive und negative Ausreißer bei den verschiedenen infrastrukturellen Dienstleistungen (Quelle: MCC)

Steckel hat die Arbeit mit dem Titel „Access to infrastructure services: Global trends and drivers“ zusammen mit MCC-Kollege Michael Jakob und Narashima D. Rao vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) im Fachmagazin „Utilities Policy“ veröffentlicht.

Als treibende Kräfte hinter besserem Infrastrukturzugang haben die Wissenschaftler steigendes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und eine höhere Bevölkerungsdichte identifiziert – diese beiden Faktoren haben einen entscheidenden und hochsignifikanten Einfluss. Auch Einkommensungleichheit und ausländische Direktinvestitionen haben einen messbaren Effekt. Daneben lässt sich eine eindeutige „Sequenz“ der verschiedenen Infrastrukturen erkennen: Im Entwicklungsprozess wird Wasserversorgung im Allgemeinen als erstes ausgebaut, es folgen Sanitäranlagen, Strom und Telekommunikation.

 

Weitere Informationen:

Steckel, Jan Christoph; Rao, Narasimha D.; Jakob, Michael (2017): Access to infrastructure services: Global trends and drivers. Utilities Policy