Klimaschutz-Pioniere ziehen andere mit

Deutschland sollte seine G20-Präsidenschaft nutzen, um beim Klimaschutz voranzugehen. Neue Forschungsergebnisse des MCC zeigen, dass Klima-Vorreiter positiv abstrahlen können.

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22.03.2017

Trotz jahrzehntelanger Verhandlungen hat es die internationale Gemeinschaft bisher nicht geschafft, die Treibhausgasemissionen durch Kooperation nachhaltig zu senken. Einzelne Länder und Regionen haben deshalb immer wieder einseitig ambitionierte Klimapolitik verfolgt. Eine neue Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) zeigt nun, dass einseitiges Vorangehen Einzelner beim Klimaschutz positiv auf andere Länder abfärben kann. Die MCC-Wissenschaftler Gregor Schwerhoff und Ulrike Kornek haben den Artikel „Leadership in climate change mitigation: Consequences and incentives“ zusammen mit Kollegen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachmagazin „Journal of Economic Surveys“ veröffentlicht.

Einseitiges Vorangehen beim Klimaschutz ist unter Wirtschaftswissenschaftlern umstritten. In einfachen spieltheoretischen Modellen führt es dazu, dass sich andere Länder „zurücklehnen“ – die Ökonomen sprechen von der sogenannten „Free-Rider“- oder „Trittbrettfahrer“-Problematik. Daher kommen einige Studien zu dem Schluss, dass einseitige Maßnahmen einen negativen Effekt auf die Klimaschutz-Bemühungen anderer Länder haben. 

Doch die neue MCC-Studie macht deutlich: Der Trittbrettfahrer-Mechanismus ist nur einer von vielen – und wird zu Unrecht in den Mittelpunkt gerückt. Die Autoren zeigen, dass bei Klimaschutz-Alleingängen sechs weitere Mechanismen wirken, die einen positiven Effekt auf andere Länder haben: Zum Beispiel werden im Vorreiter-Land neue, klimafreundliche Technologien entwickelt, die anschließend auf andere Länder „überschwappen“. Daneben können Nachzügler von den Pionieren lernen, ob eine bestimmte Politik wirkt oder nicht.

„Wir können zeigen, dass die verbreitete Behauptung, Alleingänge würden dem Klimaschutz eher schaden als nützen, sehr einseitig ist und sich nicht belegen lässt“, sagt Leitautor Gregor Schwerhoff. Im Gegenteil: Aktuelle empirische Studien beweisen, dass die positiven Effekte tatsächlich auftreten. „Die Wahrscheinlichkeit einer positiven ‚Abstrahlung‘ ist hoch“, betont Schwerhoff. „Mit Blick auf die deutsche G20-Präsidentschaft in diesem Jahr wäre es wichtig, dass Deutschland beim Klimaschutz ein Signal setzt. Klimapolitik wird ein großes Thema bei dem Treffen sein – wir sollten diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.“

 

Weitere Informationen:

Schwerhoff, G.; Kornek, U.; Lessmann, K.; Pahle, M. (2017): Leadership in climate change mitigation: Consequences and incentives. Journal of Economic Surveys