Die Vereinten Nationen sollten Land als
globales Gemeinschaftsgut anerkennen. Dazu bedarf es zunächst einer umfassenden wissenschaftlichen Beurteilung, die vom UN-Generalsekretär in Auftrag gegeben werden könnte. Zwischen den internationalen Organisationen, die für die unterschiedlichen Funktionen von Land – wie Nahrung, Unterkunft, Energie und Biodiversität – zuständig sind, sollten zudem Verbindungen geschaffen werden. Das geht aus dem Meinungsartikel „Govern land as a global commons“ hervor.
Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hat ihn jetzt im renommierten Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Laut Creutzig sollten dafür auf internationaler Ebene Änderungen in vier Bereichen angestoßen werden: So müssen (1) die Finanzierung zur Erhaltung der Biodiversität angehoben, (2) die Umweltstandards überregional vereinheitlicht, (3) moderne Technologien zur Verbesserung der Erträge und Lagerung von Nahrungsmitteln global verfügbar gemacht sowie (4) nachhaltige Konsumgewohnheiten gestärkt werden. Die Änderungen sollten sich im internationalen Recht und in den Bestimmungen der Welthandelsorganisation wiederfinden.
„Biodiversität und Wälder als CO2-Senke sind für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen gleichermaßen entscheidend. Diese Funktionen des Bodens sollten sowohl konzeptionell als auch rechtlich als globales Gemeinschaftsgut anerkannt werden“, sagt Creutzig. Auch das Menschenrecht auf Nahrung und Unterkunft lege es nahe, den Boden als Gemeinschaftsgut anzuerkennen. Demnach müsse jeder Mensch einen Mindestzugang zu den Produkten des Bodens haben, so Creutzig.
Das ist in der Wissenschaft jedoch bislang umstritten. MCC-Direktor
Ottmar Edenhofer betont: „Die Ernährungssicherheit rechtfertigt noch nicht die Anerkennung des Bodens als Gemeinschaftsgut. Diese Debatte erfordert eine Klärung durch weitere Forschung.“ Creutzig und Edenhofer sind sich einig, dass die Anerkennung des Bodens als Gemeinschaftseigentum keineswegs dessen Verstaatlichung erfordert. Das Konzept des Gemeinguts sei grundsätzlich mit Privateigentum und nationaler Souveränität vereinbar.
Nach Creutzigs Auffassung solle das Land – global gesehen – auf eine Ebene mit der Atmosphäre oder den Ozeanen gestellt werden, über die bereits als Gemeinschaftsgut diskutiert wird. Er argumentiert, dass die Ressource Land immer knapper werde, weil sie für immer mehr benötigt werde: Klimaschutz, Ernährungssicherheit, Verstädterung. Schon im Jahr 2050 wird mehr als doppelt so viel Land benötigt, wie die bisher ungenutzten Flächen hergeben. Allein die Ernährung der zusätzlichen Weltbevölkerung, erfordert bis zu 20 Prozent mehr Ackerflächen. Hinzu kommt, dass
die Ausdehnung Städte bis 2030 über zwei Prozent des fruchtbarsten Ackerlandes verschlingt, wie eine jüngst veröffentlichte MCC-Studie zeigt.
Als lokales Vorbild für die Verwaltung von Grund und Boden als Gemeinschaftsgut nennt Creutzig die Gemeinde Curitiba in Brasilien. Curitiba sorgt für den Erhalt umliegender Ökosysteme mittels eines platzsparenden öffentlichen Verkehrsnetzes und stringentem Naturschutz.
Die Ökonomin Elinor Ostrom, eine Vorreiterin beim Thema Gemeinschaftsgüter, erkannte acht Prinzipien zur Verwaltung von Gemeinschaftsgütern auf lokaler Ebene – diese könnten auf die globale Ebene übertragen werden. Dazu gehören die gemeinsame Abstimmung von Nutzungsregeln im Sinne der lokalen Erfordernisse und Bedingungen sowie Möglichkeiten für die einheimische Bevölkerung, diese Regeln zu diskutieren und zu ändern – und Sanktionen für die Nichteinhaltung auszusprechen.
Die Wissenschaft sollte die Vorteile einer Kooperation beim Thema Land auf internationaler Ebene analysieren. Wissenschaftliche Assessments wie der „Global Land Outlook“ und der „Special Report“ des Weltklimarates IPCC sind dabei wichtige Schritte.