Mit interaktiver Subventionskarte "politischer Entscheider“ werden
Würde die Hilfe für Kohle, Öl und Gas abgebaut, könnten viele Länder in Infrastrukturen investieren. Eine interaktive MCC-Karte zeigt, was erreicht werden kann.
Nutzer der MCC-Subventionskarte können mithilfe eines Reglers selbst bestimmen, welcher Anteil der aktuellen Subventionen für fossile Energieträger abgebaut werden soll. Anschließend können sie entscheiden, was mit dem freiwerdenden Geld gemacht werden soll, indem sie Zugangsraten zu Wasser, Elektrizität, Telekommunikationen und Sanitäranlagen festlegen. Die Karte zeigt dann in Rot-, Gelb- und Grünschattierungen, ob die gestrichenen Subventionen ausreichen, um das vom Benutzer festgesetzte Zugangsziel zu erreichen.
Relevant ist die Karte vor allem mit Blick auf die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Zu diesen sogenannten SDGs gehören unter anderem der Zugang zu Energie sowie die Wasser- und Sanitärversorgung. Diese könnten durch den Abbau von Subventionen für fossile Energieträger entscheidend vorangebracht werden. Gleichzeitig würde ein Abbau dieser Subventionen Treibhausgas-Emissionen vermindern und einen Einstieg in ambitionierte Klimapolitik ermöglichen.
„Zugang zu elementarster Infrastruktur ist der Grundbaustein für die Bekämpfung von Armut, dem obersten UN-Entwicklungsziel“, sagt Michael Jakob, Koordinator der MCC-Taskforce für Öffentliche Finanzen. „Mithilfe der interaktiven Karte des MCC können die Nutzer in die Rolle der politischen Entscheider schlüpfen und selbst abwägen, welche Infrastruktur für sie Priorität hat. Denn obwohl in vielen Ländern mit dem Abbau der Subventionen viel erreicht werden kann, kann längst nicht in allen Ländern der Zugang zu sämtlichen Infrastrukturen gewährleisten werden.“
Ein relativer starker Effekt mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln kann der Kartennutzer in den Staaten von Subsahara-Afrika und Südasien erzielen. Länder wie die Republik Kongo, Simbabwe und Nigeria, aber auch Indonesien oder Indien weisen besonders hohe Subventionen für fossile Energien bei gleichzeitig hohem Infrastrukturbedarf auf. So müsste beispielsweise Nigeria über 15 Jahre lediglich vier Prozent seiner Subventionen aufwenden, um die 40 Prozent seiner Bevölkerung mit Wasser zu versorgen, die derzeit keinen Zugang haben. In Indien etwa könnten die noch fehlenden 370 Millionen Menschen Zugang zu Elektrizität erhalten, wenn das Land dafür nur sechs Prozent seiner Subventionen abbauen würde.
„Bei der Vermeidung von CO2-Emissionen kommt den Entwicklungs- und Schwellenländern eine Schlüsselrolle zu. Zugleich sind in vielen dieser Staaten die öffentlichen Finanzen in einer derart schlechten Verfassung, dass dringend benötigte Investitionen in die Infrastruktur kaum getätigt werden können“, sagt MCC-Direktor Ottmar Edenhofer. „Eine Reform der Subventionen für fossile Energien erscheint sowohl umwelt- und sozialpolitisch als auch ökonomisch geboten. Es sollten neue Koalitionen geschmiedet werden, um die jeweiligen innenpolitischen Hürden zu überwinden.“
Grundlage für die interaktive Karte sind Berechnungen des MCC, die in dem Artikel „Development incentives for fossil fuel subsidy reform“ im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurden. Geschrieben haben ihn die MCC-Wissenschaftler Michael Jakob, Claudine Chen, Sabine Fuss, Annika Marxen und Ottmar Edenhofer. Die Berechnungen stützen sich auf Daten der Internationalen Energiebehörde (IEA), der Weltbank, sowie zahlreiche Studien zu Infrastrukturkosten.
In der interaktiven MCC-Karte wird nur die direkte finanzielle Unterstützung für den Verbrauch fossiler Energieträger als Subvention betrachtet. Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Weltmarktpreis und dem nationalen Verkaufspreis. Steuererleichterungen oder die sozialen Kosten der Nutzung fossiler Brennstoffe (z.B. Luftverschmutzung) sind in den verwendeten Daten nicht enthalten.