Mit Klimapolitik in Asien Nachhaltigkeitsziele finanzieren
Eine neue Studie mit MCC-Beteiligung zeigt für zahlreiche Länder, wie viel ein CO2-Preis zur Finanzierung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN beitragen könnte.
17.07.2018
Besonders in Südasien und Afrika hat ein großer Teil der Menschen noch immer keinen Zugang zu öffentlichen Gütern wie etwa einer Gesundheitsversorgung und grundlegender Infrastruktur wie Sanitäranlagen. Doch gerade in dieser Weltregion könnten die Einnahmen aus einer CO2-Bepreisung einen Teil des Finanzbedarfs zum Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) decken – in Asien sogar zu mehr als zwei Dritteln. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie mit Beteiligung des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), die unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) entstanden ist. Der entsprechende Artikel wurde nun im Fachmagazin „Nature Sustainability“ veröffentlicht.
Mit Blick auf die SDGs (Sustainable Development Goals) wäre eine Bepreisung von Treibhausgasemissionen, beispielsweise durch eine Steuer, gleich doppelt effektiv. Zusätzlich zu den sozialen Zielen – wie Bekämpfung von Armut und eine gute Bildung für alle – rufen die von den Vereinten Nationen formulierten SDGs auch zur Vermeidung des gefährlichen Klimawandels auf. „Damit eine solche Kombination aus Klima- und Entwicklungspolitik funktioniert, sind gute Verwaltungsstrukturen vor Ort nötig“, sagt Leitautor Max Franks vom PIK. „Für die internationale Entwicklungszusammenarbeit ist es daher besonders wichtig, ärmere Länder beim Aufbau von Steuerbehörden zu unterstützen.“
Um die Ziele weltweit bis 2030 zu erreichen, sind circa 1,5 Billionen US-Dollar pro Jahr nötig. Für ihre Berechnungen auf Grundlage des Fünften Sachstandberichts des Weltklimarats IPCC haben die Forscher einen CO2-Preis zugrunde gelegt, der mit dem 2°C-Ziel des Paris-Abkommens vereinbar ist. „Konkret rechnet unser Modell mit einem Preis von 40 US-Dollar pro Tonne CO2 im Jahr 2020“, sagt Franks. „Dieser Preis steigt bis 2030 auf 175 US-Dollar. Vor allem die Länder Süd- und Südostasiens würden von den Einnahmen profitieren. Viele könnten mehr als zwei Drittel der nötigen Mittel zum Erreichen der SDGs aufbringen – in Indien sind es sogar 95 Prozent.“
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Im Vergleich mit Asien ist das Potential der CO2-Bepreisung in Afrika deutlich geringer, da der Ausstoß von Treibhausgasen dort – noch – erheblich geringer ist. „Um die SDGs in Afrika erreichen zu können, braucht es neben CO2-Preisen deshalb auch finanzielle Unterstützung durch die Industriestaaten“, sagt Michael Jakob, Koordinator der MCC-Taskforce für Öffentliche Finanzen. „Aber auch in Afrika gibt es mehrere Staaten, die mit CO2-Preisen die Finanzierung der SDGs immerhin zu mehr als 20 Prozent decken könnten. So könnte eine Steuer auf fossile Brennstoffe – erhoben direkt nach der Förderung oder dem Import – etwa zum Ausbau der Wasserversorgung oder für den Bau von Schulen eingesetzt werden.“
Ein erster Schritt in diese Richtung wäre eine Verringerung der Subventionen für fossile Energien. Diese halten die Preise künstlich niedrig und setzen so Anreize für die verstärkte Nutzung fossiler Energieträger. Die Subventionen belasten so neben der Umwelt auch die Staatshaushalte. MCC-Forscherinnen und -Forscher konnten in einer vorangegangenen Studie zeigen, dass allein durch die Abschaffung der fossilen Subventionen lebensnotwendige Infrastruktur in einer Reihe von Staaten finanziert werden könnte. Die Ergebnisse der Studie können mit Hilfe der MCC-Subventionskarte interaktiv nachvollzogen werden.