Nachruf auf Professor Dr. Lutz Wicke

Am 14. Juni 2017 ist der Umweltökonom und Umweltstaatssekretär a.D., Professor Dr. Lutz Wicke, im Alter von 74 Jahren verstorben. Das MCC verliert einen Mahner, Kritiker und leidenschaftlichen Verfechter einer ehrgeizigen und rationalen Klimapolitik.

Foto: ESCP Europe

23.06.2017

Die Versöhnung zwischen Ökonomie und Ökologie stand im Mittelpunkt des Schaffens von Lutz Wicke, für das er unter anderem mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet wurde. Mit dem Lehrbuch „Umweltökonomie“ schuf er ein frühes Standardwerk in Deutschland, welches neben ordnungsrechtlichen Ansätzen vor allem die Bedeutung marktorientierter Instrumente betont. In der Bewältigung der Herausforderungen des globalen Klimawandels fand Lutz Wicke seine Lebensaufgabe, die er bis zu seinem Tode unermüdlich, mit großer Beharrlichkeit und auch gegen Widerstände verfolgte. Nicht umsonst bezeichneten ihn manche als „Klima-Luther“, der seine aus Einsicht gewonnenen Thesen mutig propagierte und gegen Widerstand energisch verteidigte.

Es gehört zu seinen Verdiensten, dass er die Klimapolitik als eine globale Aufgabe verstand. Wicke arbeitete einen umfassenden Vorschlag für ein internationales Klimaabkommen aus. Mit dem „Global Climate Certificate System“ legte er bereits im Jahr 2005 einen detailliert ausgearbeiteten Vorschlag für eine möglichst breit wirkende Bepreisung von CO2 vor, um den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf unter 2°C zu begrenzen. Besonderes Augenmerk widmete er dabei Fragen der Verteilungsgerechtigkeit: Der Lastenausgleich zwischen Entwicklungs- und Industrieländer war ihm ein großes Anliegen; bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts schlug er hierfür einen ökologischen Marshallplan vor. 

Seine E-Mails waren literarische Ereignisse, in denen sich prophetische Anklage, überschwängliches Lob und vernichtende Kritik abwechseln konnten. Aber: Was er zu sagen hatte, war immer bedenkens- und beachtenswert. Seine Ideen und Vorschläge stießen zwar nicht überall auf Zustimmung. Doch Lutz Wicke konnte nicht nur hart kritisieren, er konnte auch Kritik einstecken. In seinem ehrlichen Ringen um das bessere Argument war er vorbildlich.

In den letzten Wochen vor seinem Tod wurde er immer pessimistischer, ob die Menschheit das Klimaproblem lösen werde. Es ist jetzt an uns zu zeigen, dass das Paris-Abkommen ein Erfolg wird. Lutz Wicke wäre der erste, der sich darüber freuen würde, dass er mit seinem Pessimismus daneben lag. Wir werden Lutz Wicke vermissen.