So kommt Treibhausgas raus aus der Atmosphäre
„Negative Emissionen“ rücken auf die Tagesordnung, Regierungen formulieren konkrete Ziele. Das MCC liefert den Überblick zum Wissensstand und Zahlen für Deutschland.
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So weit das Auge reicht: Asiatischer Regenwald. Aufforstung/Wiederaufforstung ist nur eine von vielen Optionen für CO2-Entnahme. | Foto: Shutterstock/Kleine
Für das große Ziel der „Klimaneutralität bis 2050“ (EU, USA) beziehungsweise „CO2-Neutralität bis 2060“ (China) muss der Treibhausgas-Ausstoß schnell in Richtung Null gedrückt werden – und selbst das wird nicht reichen: Um nicht oder kaum vermeidbare Rest-Emissionen auszugleichen, gilt es, im Zeitraum bis 2100 weltweit mindestens 100 Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre zurückzuholen. Zudem muss die Weltgemeinschaft, um die Temperaturziele des Paris-Abkommens zu schaffen, wahrscheinlich einen beträchtlichen „Überziehungskredit“ bei der Atmosphäre tilgen. Einen Überblick über den Wissensstand zu CO2-Entnahmen liefert jetzt das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).
Ein auf der MCC-Website verfügbares Arbeitspapier liefert unter anderem eine erste Potenzial-Abschätzung für Deutschland, aufgeteilt nach Entnahme-Optionen – von Aufforstung und Anreicherung von Kohlenstoff im Boden bis zu Bioenergie-Plantagen und Luftfilter-Anlagen. Mittlerweile wird das Thema schon in Zielen konkretisiert: Im Kabinettsbeschluss zur Novelle des Bundes-Klimaschutzgesetzes gibt es erstmals einen entsprechenden Paragrafen 3a zur CO2-Aufnahme durch Landflächen. Im neuen Europäischen Klimagesetz sind CO2-Entnahmen „in allen Sektoren“ vorgesehen und für die Zeit nach 2050 sogar per Saldo negative Gesamtemissionen. „Vor dem Hintergrund der jüngsten Ankündigungen ist es jetzt unabdingbar, die bestehende eklatante Innovation- und Politik-Lücke zu schließen“, sagt Sabine Fuss, Leiterin der MCC-Arbeitsgruppe Nachhaltiges Ressourcenmanagement und globaler Wandel und Mitautorin.
Das Arbeitspapier beschäftigt sich detailliert mit der Umsetzung. „Wir skizzieren die Governance-Strukturen, die man braucht, um negative Emissionen in Deutschland verfügbar zu machen“, erklärt Fuss: „Kurzfristig geht es um Monitoring, Innovationsförderung und Pilotprojekte, mittelfristig sind separate Mengenziele und Anreize sinnvoll – und langfristig eine umfassende Architektur der CO2-Bepreisung, in der der Staat die CO2-Entnahme genauso honoriert, wie er den CO2-Ausstoß belastet.“
Einen schnellen Überblick zu Stellenwert, Technologien und Politik-Instrumenten vermittelt das ebenfalls auf der Website verfügbare neue MCC-Kurzdossier „So kommt Treibhausgas raus aus der Atmosphäre“.
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