Wachsende Lücke weltweit zwischen Klima-Zielen und Wirklichkeit

Klimaaktionsgipfel in New York: Ein kompakter Bericht für die Gipfelteilnehmer beziffert den globalen Handlungsbedarf. Input auch vom MCC.

Kohlestrom gefährdet 1,5-Grad-Ziel: Kraftwerk in Počerady (Tschechien). | Foto: Shutterstock/kamilpetran

22.09.2019

Das Ambitionsniveau der globalen Klimapolitik muss sich verdreifachen beziehungsweise sogar fünffachen, um die Erderwärmung auf 2 beziehungsweise 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Das ist die Botschaft eines „Hochrangigen Synthese-Reports“ für die Teilnehmer des globalen Klimaaktionsgipfels an diesem Montag in New York. Das 26-seitige Dokument zeigt mit knappem Text und drei Dutzend Schaubildern den jüngsten Stand der Klimawissenschaft. Hinter dem Report steht eine beispiellose wissenschaftliche Allianz: die UN-Organisationen für Meteorologie und Umwelt (WMO und UNEP), der Weltklimarat IPCC sowie die renommierten Forschungsnetzwerke Global Carbon Project, Future Earth und Earth League.

Zusammengestellt wurde der Fakten-Überblick unter der Schirmherrschaft einer wissenschaftlichen Beratergruppe, die UN-Generalsekretär António Guterres im März dieses Jahres zur Vorbereitung des Gipfels und zu seiner persönlichen Beratung eingerichtet hatte. Einziges deutsches Mitglied dieses zwölfköpfigen Gremiums ist Brigitte Knopf, die Generalsekretärin des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

Vom MCC stammen auch zwei bereits in UNEP-Berichten verwendete Schaubilder, die den Handlungsbedarf deutlich machen. Die eine zeigt, dass die von der Weltgemeinschaft 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele eine wesentlich ambitioniertere Bepreisung des Treibhausgases CO2 erfordern: Bisher ist Hälfte der Emissionen unbepreist, und nur 10 Prozent sind mit einem Preis belegt, der mit dem 2-Grad-Ziel vereinbar wäre. Die andere Grafik macht deutlich, dass das ambitioniertere 1,5-Grad-Ziel durch die derzeit existierenden und in Bau oder Planung befindlichen Kohlekraftwerke unerreichbar zu werden droht.

Nach Einschätzung von MCC-Wissenschaftlerin Knopf muss sich der UN-Gipfel an diesen beiden Themen CO2-Bepreisung und Kohleausstieg messen lassen. „Der Report zeigt: Mit der bisherigen weltweiten Klimapolitik werden die Emissionen auch im Jahr 2030 noch nicht ihren Höhepunkt überschritten haben. Es ist daher entscheidend, eine anhaltenden Selbstblockade zu vermeiden und eine sozialverträgliche Transformation mit einem weltweiten Kohleausstieg zu gestalten.“ Zwischen dem politisch erklärten Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, und dem tatsächlichen Handeln klafft eine gewaltige Politik-Lücke; es sind nach derzeitigen Berechnungen kumuliert 32 Gigatonnen CO2 zu viel bis 2030. „Wir müssen nun vom Wissen zum Handeln kommen, es geht um die Umsetzung von konkreten Maßnahmen zur CO2-Vermeidung. Einem Preis auf CO2 kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.“

Weitere Informationen:
Der Synthese-Report für den UN-Klimaktionsgipfel steht hier zum Download bereit.