Weltweites CO₂-Wachstum stagniert fast
Das Global Carbon Project berechnet den CO2-Ausstoß durch Verbrennung fossiler Energieträger für 2016 auf 36,4 Gigatonnen. MCC-Forscherin Fuss ist am Projekt beteiligt und sagt: Für das 2-Grad-Ziel reicht das nicht.
13.11.2016
Das Wachstum der weltweiten CO2-Emissionen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wird 2016 voraussichtlich zum dritten Mal in Folge nahezu stagnieren. Laut Berechnungen des Global Carbon Project (GCP) wird der CO2-Ausstoß von fossilen Energien und der Industrie dieses Jahr etwa bei 36,4 Gigatonnen (Gt) liegen. 2015 lag er bei 36,3 Gt und 2014 bei 36,2 Gt. Sabine Fuss vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Mitglied im GCP-Lenkungsausschuss warnt jedoch: „Die geringere Wachstumsrate bei den Emissionen weicht noch immer vom Weg ab, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.“
Der prognostizierte Anstieg für 2016 von lediglich 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr markiert demnach zwar einen Einschnitt gegenüber dem des vorangegangen Jahrzehnts. Damals lag die jährliche Steigerungsrate der Emissionen im Schnitt bei rund 2,3 Prozent. „Aber um die Ziele des Paris-Abkommens zu erreichen, müssen die Emissionen in den nächsten Jahren ebenso schnell sinken wie sie zuvor gestiegen sind“, sagt Fuss.
Dafür muss die Politik stärkere Anstrengungen unternehmen. Denn etwa in Deutschland sind im Jahr 2015 die Emissionen trotz der Unterstützung für die Erneuerbaren nicht gesunken, sondern um 0,7 Prozent leicht gestiegen. Ähnlich sieht es auf der europäischen Ebene aus. Auch der Ausstoß der EU ist von 2014 auf 2015 um circa 1,4 Prozent gewachsen. Die 28 Staaten stellen gemeinsam noch immer den weltweit drittgrößten Emittenten dar, der für etwa zehn Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich ist.
Dagegen war in China, das mit circa 29 Prozent der weltweit größte Emittent ist, 2015 eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von etwa 0,7 Prozent zu beobachten. 2016 wird der Rückgang voraussichtlich 0,5 Prozent betragen – wenngleich die Daten aus China noch mit Unsicherheiten verbunden sind. Im vorangegangenen Jahrzehnt hatte die jährliche Steigerung jedoch im Schnitt noch bei rund fünf Prozent gelegen.
Corinne Le Quéré, Direktorin des Tyndall Centre an der University of East Anglia, die die Datenanalyse geleitet hat, sagt dazu: „Die Pause im Emissionswachstum ist zwar eine große Hilfe, reicht aber nicht aus. Die Emissionen müssen rapide gesenkt werden. Wenn die Klimaverhandler in Marrakesch eine Ausweitung des Emissionsreduktionen in Gang setzen könnten, wäre das ein Startschuss, um den Klimawandel ernsthaft anzugehen.“
Die Abschätzung der globalen CO2-Emissionen durch das GCP und ihre Aufteilung auf Atmosphäre, Land und Ozeane ist ein großangelegtes Projekt, das auf einem breiten wissenschaftlichen Fundament fußt. Dafür werden umfangreiche Messwerte und Auswertungen von statistischen Kalkulationen mit der Analyse von Modellergebnisse kombiniert.
Am Montag, den 14. November, 16.45-18.15 Uhr, beteiligt sich das MCC auch am COP22 Side-Event "The Global Carbon Budget 2016 and its implication for meeting global warming targets” in Marrakesch, das vom Global Carbon Project (GCP) im „Arabian Room“ organisiert wird. Auf dem Programm steht die Analyse der Entwicklung des globalen CO2-Budgets bis 2016, eine Bewertung des Potenzials Negativer Emissionen und eine Diskussion über die Realisierbarkeit des 2°C- oder 1,5°C-Ziels. Es werden unter anderem Glen Peters vom Center for International Climate and Environmental Research und Sabine Fuss, Leiterin der MCC-Arbeitsgruppe Nachhaltiges Ressourcenmanagement und Globaler Wandel, sprechen.
Weitere Informationen:
Le Quéré et al. (2016) Global Carbon Budget 2016. Earth System Science Data
http://www.earth-syst-sci-data-discuss.net/essd-2016-51/
http://www.globalcarbonproject.org/carbonbudget