Auf die Literaturexplosion zu negativen Emissionen reagieren

Die Literatur zum CO2-Entzug expandiert rasch - viel schneller als die zum Klimawandel generell. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für den kommenden IPCC-Bericht dar.

Foto: MCC

10.02.2017

Die Erzeugung von negativen Emissionen durch den Entzug von Kohlendioxid aus der Atmosphäre ist eine wesentliche Voraussetzung für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf weniger als zwei oder sogar 1,5 Grad Celsius, wie sie das Paris-Abkommen vorsieht. Eine Explosion der wissenschaftlichen Publikationen zum Klimawandel macht es jedoch zunehmend schwierig, die entsprechenden Fortschritte umfassend zu verfolgen.

Wissenschaftler um den Leitautor Jan C. Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) haben jetzt gemeinsam mit Kollegen der Max-Planck-Gesellschaft erstmals die Größe, Zusammensetzung, Entwicklung und thematische Struktur der neuen Erkenntnisse über die Technologien zum CO2-Entzug untersucht. Dabei haben sie Scientometrie und „Big Data“-Methoden genutzt. Den entsprechenden Artikel „Fast growing research on negative emissions“ haben die Forscher in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Environmental Research Letters" veröffentlicht.

Laut der Studie entspricht allein die neue Literatur über negative Emissionen und Technologien zum CO2-Entzug, die für den nächsten IPCC-Bericht verfügbar sein wird, bereits jetzt in etwa der Größe der gesamten Klimawandel-Literatur, die damals vom Weltklimarat in seinen ersten Sachstandsbericht Anfang der 1990er Jahre einbezogen wurde. „Wir haben festgestellt, dass die Entwicklung der Literatur über Technologien zum CO2-Entzug zwar später als für das Thema Klimawandel generell begonnen hat, jetzt aber viel schneller voranschreitet", sagt Minx. „Fast 3000 Studien sind sich zwischen 1991 und 2016 entstanden – davon fast 500 neue Publikationen allein im Jahr 2016.“ Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Forschung auf dem Gebiet der Negativen Emissionen trotzdem marginal bleibt. Trotz seiner Bedeutung für die globale Klimapolitik und für den breiteren Klimaschutzdiskurs befassen sich gerade einmal etwa ein Prozent der Klimawandel-Literatur mit diesem Thema.

Die Aussicht, die internationalen Klimaziele auch tatsächlich einzuhalten, hängt davon ab, ob die Staaten auch wirklich Anlagen zum CO2-Entzug im größeren Maßstab aufbauen. Daher wird der Überblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Bereich eine wichtige Rolle bei den anstehenden Sachstandsberichten spielen, insbesondere für den Sonderbericht über die 1,5-Grad-Grenze durch den Weltklimarat IPCC.

 

 Quelle: MCC / IPCC, OECD

 

Das Paper im Original:

Jan C Minx, William Lamb, Max Callaghan, Lutz Bornmann, Sabine Fuss (2017): Fast growing research on negative emissions. Environmental Research Letters