Obama will mit Klimapolitik Geld sparen

Bei seiner Strategie, die Kosten des Klimawandels durch frühes Handeln zu verringern, bezieht das Weiße Haus die Forschungsagenda von MCC-Wissenschaftlern ein.

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15.08.2014

Die US-Regierung erwartet, dass eine zu späte Vermeidung der Auswirkungen des Klimawandels die Vereinigten Staaten jährlich 150 Milliarden US-Dollar kosten würde. Das geht aus einem neuen Papier der Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama hervor. Der Bericht „Die Kosten verspäteten Handelns beim Eindämmen des Klimawandels“ kommt zu dem Schluss, dass die Kosten des Klimawandels für jedes Jahrzehnt, in dem die Staaten den CO2-Austoß nicht drosseln, um 40 Prozent steigen. 

Der Bericht ist Teil der breit angelegten Klimawandel-Agenda Obamas. So hatte er im Juni verfügt, dass der CO2-Ausstoß durch Kraftwerke bis 2030 um 30 Prozent unter den Wert von 2005 sinken muss. Der Bericht rät dazu, Klimapolitik als Versicherung gegen finanzielle Risiken zu betrachten. „Politiker können jetzt handeln und so das Risiko verringern, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszulösen“, heißt es. „Und, im Gegensatz zu herkömmlichen Versicherungen, ist die Klimapolitik als Klimaversicherung zugleich eine Investition, die zu sauberer Luft, Energiesicherheit und schwer zu monetarisierenden Vorteilen wie biologischer Vielfalt führt.“

Damit bezieht das Weiße Haus die Forschungsagenda von Wissenschaftlern des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in seine Politik mit ein. Jüngst organisierte das MCC im Mai mit dem Public Finance Workshop eine Fachkonferenz zur Klimapolitik in Zusammenhang mit Finanzpolitik. Und nun bezieht sich das Weiße Haus auf eine Herangehensweise, die – unter anderem – von MCC-Wissenschaftlern vorgebracht worden ist.

Die US-Regierung stützt sich in ihrer Einschätzung auf den Artikel “Time to Act Now? Assessing the Costs of Delaying Climate Measures and Benefits of Early Action” von MCC-Forscher Michael Jakob und anderen, erschienen 2012 in “Climatic Change”. Der Beraterstab des Präsidenten folgt der Argumentation des Fachartikels, dass auch Klimapolitik im nationalen Alleingang bereits Nutzen verspricht. Mehrfach gehen die Berater zudem auch auf die Forschungen von Gunnar Luderer ein, Leiter der Arbeitsgruppe Globale Energiesysteme am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Konkret heißt es in dem Regierungspapier, dass obwohl die international Klimabemühungen ins Stocken geraten seien, auch unilaterale Politik die Kosten verringern könne. Das Weiße Haus kommt zu dem Schluss: „Unilaterales Handeln kosten weniger, als nichts zu unternehmen.“ Als eine Begründung wird die Forschung von Jakob und anderen, wie etwa MCC-Wissenschaftler Jan Steckel zitiert. “Insbesondere untersuchen Jakob et al. (2012) einen Zehnjahresaufschub bei den Vermeidungsstrategien, um bis 2100 ein Reduktionsziel von 450 ppm zu erreichen und zeigen, dass die globalen Vermeidungskosten um 43 bis 700 Prozent steigen, wenn alle Staaten erst 2020 statt 2010 mit den Anstrengungen beginnen.“

Die Regierungsvertreter schreiben über die Wissenschaftler: „Sie schätzen zudem, dass die Kosten für die Vereinigten Staaten durch den Aufschub von Klimapolitik mit anderen Staaten bis 2020 zwischen 28 und 225 Prozent teurer wird im Vergleich zum frühen Handeln gemeinsam mit anderen Industriestaaten.“