UN-Bericht warnt: Aktuelle Klimazusagen reichen nicht

Am neuen UNEP "Gap Report" haben führende MCC-Forscher mitgearbeitet. Dieser zeigt: Mit ihren bisherigen Zusagen würden die Staaten das 2-Grad-Ziel verfehlen.

Foto: Shutterstock / topten22photo

01.11.2017

Die Treibhausgasemissionen der Staaten müssen kurzfristig noch schneller gesenkt werden und die langfristigen Ziele ambitionierter werden. Das geht aus dem neuen „Gap Report“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hervor. Um den CO2-Austoß zügig und nachhaltig zu senken, sollte die Welt jetzt schnell aus der Kohle raus, empfiehlt der Bericht. Jan Steckel, Gruppenleiter am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), ist einer der beiden Leitautoren des Kapitels „Kohleausstieg“. Auch zwei weitere MCC-Gruppenleiter haben an dem Bericht mitgeschrieben.

Der UNEP "Gap Report" beziffert jedes Jahr die Lücke zwischen den erwarteten Emissionswerten, die sich bei einer Einhaltung der Klimazusagen der Staaten ergeben, und dem Niveau, das mit den Pariser Klimazielen vereinbar ist. So errechnet der Bericht für das 2°C-Ziel eine Lücke von 11 bis 13,5 Gigatonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2030. Das bedeutet: Selbst wenn die Staaten ihre bisherigen Zusagen einhalten, wird zu diesem Zeitpunkt bereits 80 Prozent des CO2-Budgets aufgebraucht sein. Bis zum Jahr 2100 könnte die Temperatur dann um über drei Grad, verglichen mit dem vorindustriellen Niveau, steigen.

Eine Einhaltung der Paris-Ziele ist aber noch möglich. Dazu müssten die Anstrengungen der Staaten allerdings deutlich zunehmen – insbesondere beim Kohleausstieg. Da die Kraftwerke eine sehr lange Lebensdauer haben, führen Kohleinvestitionen zu einem jahrzehntelangen „Lock-in“. Neue Investitionen in die Kohle müssen daher unbedingt vermieden werden, schreiben die Autoren um Jan Steckel, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe „Klimaschutz und Entwicklung". Vorhandene Kraftwerke sollten zudem zügig abgeschaltet werden. Als Mittel, um das zu erreichen, empfehlen die Forscher einen Abbau der staatlichen Subventionen für fossile Energien sowie die Einführung eines ausreichend hohen CO2-Preises.

Je länger die Welt mit dem Kohleausstieg wartet, desto abhängiger wird sie von „Negativen Emissionen“ in der zweiten Jahrhunderthälfte. Das sind Technologien, die in der Atmosphäre bereits vorhandenes CO2 wieder herausfiltern. Die MCC-Gruppenleiter Sabine Fuss und Jan Minx haben zuletzt umfangreich zu diesem Thema geforscht und zu dem entsprechenden Kapitel im Bericht beigetragen. Die Forscher errechneten dabei eine beträchtliche Lücke zwischen den technologischen Erfordernissen, um die Klimaziele einzuhalten, und dem aktuellen Stand der Technologien. Es wäre deshalb fahrlässig, den Kohleausstieg zu verschieben und auf diese – bislang kaum erprobten –Technologien zu setzen. Sie sollten dennoch weiter erforscht werden.