Wachstum und Klimaschutz sind vereinbar

Die französische Zeitung „Le Monde“ druckt erste Ergebnisse des International Panel on Social Progress (IPSP) – unter anderem einen Beitrag von MCC-Direktor Ottmar Edenhofer.

Foto: Wikimedia Commons

17.10.2016

Die Vorteile des Kapitalismus nutzen und gleichzeitig seine schlimmsten Auswüchse begrenzen – mit Hilfe einer CO2-Steuer ist das machbar. Zu diesem Ergebnis kommen Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), und seine Co-Autoren Purnamita Dasgupta und Kristin Seyboth in ihrem Beitrag zum Bericht des International Panel on Social Progress (IPSP). Auszüge daraus wurden jetzt erstmals in Frankreichs wichtigster Tageszeitung „Le Monde“ veröffentlicht.

Die Autoren kritisieren, dass der Kapitalismus oft nur schwarz oder weiß gesehen wird. Die einen preisen seine herausragenden Errungenschaften. So hat das rasante Wirtschaftswachstum in kapitalistischen Ländern den Lebensstandard von Millionen Menschen drastisch verbessert. Dabei wurden spektakuläre Fortschritte in den Bereichen Technologie, Gesundheit und Bildung erzielt. Die andere Gruppe wiederum betont die hässliche Seite eines unregulierten Kapitalismus: die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen arm und reich, Machtmissbrauch internationaler Großkonzerne, enorme Umweltschäden.

Edenhofer und seine Co-Autoren plädieren für einen Mittelweg. Statt den Kapitalismus über alle Maßen zu loben oder ihn zu verteufeln, sollten wir einen Weg finden, die Vorteile freier Märkte zu nutzen und die schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu begrenzen. Die Bepreisung von CO2-Emissionen spielt dabei eine zentrale Rolle. So befördere eine CO2-Steuer einerseits den Umstieg auf klimafreundliche Technologien und generiere andererseits beträchtliche finanzielle Mittel. Das Geld könnte in Infrastruktur, Gesundheitswesen oder das Absenken anderer Steuern investiert werden. Beispielsweise könnte eine progressive Reform der Einkommensteuer soziale Ungleichheit abbauen.

Um einen gerechteren und zukunftsfähigen Kapitalismus zu schaffen, bedürfe es jedoch Institutionen, die sowohl auf sozialen Fortschritt setzten als auch auf die wichtige Rolle der Märkte. „Konventionelle Kriterien, basierend auf Produktivität, schaffen es nicht, die Effektivität von Wirtschaftswachstum unter den Gesichtspunkten Glück oder nachhaltige Entwicklung zu bewerten“, schreiben die Autoren. Weiter heißt es: „Die Menschheit ist nicht zum Untergang verurteilt, weil es eine tragische Unvereinbarkeit von Wachstum und Klimaschutz oder Effizienz und Gleichheit gäbe.“ Wirtschaftswachstum schaffe Herausforderungen, denen wir begegnen müssten – ganz ohne Wachstum allerdings gäbe es keine nachhaltige Entwicklung.