Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern bereichert die Klimaforschung

In „Fokusgruppen“ holten MCC-Fachleute Erkenntnisse über Werte und Prioritäten in der Bevölkerung ein – als Input für das Energiewende-Projekt Ariadne.

Eine von neun Fokusgruppen: Coronabedingt wurden die Gesprächsrunden als Videokonferenzen ausgerichtet. | Foto: MCC/Ariadne

26.02.2021

Beim Kampf gegen die Klimakrise gibt es oft mehrere Wege – welchen die Politik einschlägt, hängt nicht zuletzt von den Werten und Prioritäten in der Bevölkerung ab. Um bessere Politik-Optionen entwickeln zu können, beleuchten jetzt Fachleute des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) systematisch die in Deutschland verbreiteten Vorstellungen in Bezug auf die Strom- und Verkehrswende. Den Auftakt machten jetzt neun „Fokusgruppen“ mit insgesamt rund 90 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern. Die Ergebnisse fließen ein in das im Juli 2020 gestartete Kopernikus-Forschungsprojekt Ariadne zur Energiewende; das MCC ist dort einer von mehr als 25 Projektpartnern.

„Ariadne will bei der Entwicklung von umsetzbaren Zukunftspfaden alle Perspektiven der Gesellschaft einfließen lassen und Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen mit- und ernstnehmen“, erläutert Martin Kowarsch, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wissenschaftliche Assessments, Ethik und Politik. Ein Prozess der sogenannten Bürgerdeliberation, der sich durch den gesamten dreijährigen Zeitraum des Ariadne-Projekts zieht, solle wissenschaftlich ausgewertet „einen Beitrag zu einer sachlichen, gemeinwohlorientierten Debatte leisten“. Deliberation bezeichnet eine Gesprächskultur auf Basis gegenseitigen Respekts, in der sich Überzeugungen wirklich durch Austausch von Argumenten bilden.

In einem 40-seitigen Ariadne-Report haben die MCC-Fachleute, unterstützt von der Strategieberatung ifok, die Erkenntnisse aus den Fokusgruppen zusammengefasst. „Die Menschen hat zum Beispiel die Frage bewegt, wer sich dafür verantwortlich fühlen soll, dass wir das gesetzte Klimaziel erreichen und wie Belastungen sozial gerecht verteilt werden können“, erklärt Arwen Colell, Politik-Analystin in der Policy Unit des MCC. „Es wurden ganz unterschiedliche Ziele formuliert, welche die Rolle des Staates betreffen.“ Einerseits gehe es um mehr Mitspracherechte, etwa bei Technik-Entscheidungen zur Energiewende, andererseits um das Bereitstellen von Infrastruktur, etwa damit der Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn leichter geht.

Als Denkanstoß für die Fokusgruppen, die coronabedingt als Videokonferenzen ausgerichtet wurden, hatte das Ariadne-Projekt anregende Broschüren zur Strom- und Verkehrswende produziert, die im Internet verfügbar sind (hier und hier). Die Diskussionsbeiträge wurden dann systematisch in „Landkarten“ nach Werten, Argumenten und Zusammenhängen geordnet, als Input für das Entwickeln von Politik-Optionen. Das Ariadne-Projekt sieht noch weitere Diskussionsformate vor – und als Abschluss im Jahr 2023 einen „Bürgergipfel“ als umfassenden Austausch gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

 

Weitere Informationen:

  • Ariadne-Report „Was ist uns wichtig bei Verkehrs- und Stromwende? Bürgerinnen und Bürger sprechen über Herausforderungen und Ziele“, hier (Download, 6,5 MB).
  • Pressemitteilung des Kopernikus-Projekts Ariadne, hier.